Kapitel 1
Es war ein kleines, aber gemütliches Zimmer.
In der Ecke stand der große, alte Schrank aus Eichenholz mit seinen knarrenden Türen.
Vor dem Fenster standen zwei Sessel und dazwischen der Tisch. Das alte Klavier, befand sich auf der rechten Seite und gegenüber stand das große, grüne Sofa mit den weichen Kissen darauf, die wie Herzen aussahen.
Am Schrank war ein Haken, an dem eine Jacke hing. Drei dicke Knöpfe waren vorn auf der Jacke befestigt und an jedem Ärmel ein kleiner Knopf.
Knopf war ein großer Knopf aus Plastik und führte die Knopfleiste vorn über dem Bauch an; Knöpfchen war ein kleiner Metallknopf, der am Ende des rechten Ärmels befestigt war.
Eines Tages, es war um die Mittagszeit öffnete sich die Tür und der dicke Mann, dem die Jacke gehörte, kam herein. Er ging hinüber zum Schrank, nahm die Jacke vom Haken und versuchte, sie anzuziehen.
Mit einiger Kraft zwängte er seinen dicken Arm in den rechten Ärmel. Bei dem Versuch, seine Hand durch das Ende des Ärmels zu pressen, drückte er noch kräftiger.
Irgendwann konnte Knöpfchen den Stoff der Jacke nicht mehr zusammenhalten und platzte ab.
Es flog in hohem Bogen durch die Luft, knallte auf den Boden und rollte über den Fußboden zum Sofa. Es kullerte unter das Sofa und blieb dort erst einmal liegen.
Nun versuchte der dicke Mann die Jacke über seinem dicken Bauch zuzuknöpfen. Mit aller Kraft zog er die Jacke zusammen und drückte die Knöpfe durch die kleinen Knopflöcher.
Er hatte es gerade geschafft die Jacke zu schließen, da gab es einen lauten Knall und auch vorn platzte einer der Knöpfe ab. Es war Knopf, der sich nicht mehr an der Jacke halten konnte und jetzt im hohen Bogen durch die Luft wirbelte. Unsanft schlug er auf dem Boden auf.
Knopf hatte vom Flug so viel Schwung bekommen, dass auch er geradewegs unter das Sofa rollte. Ihm war schwindelig geworden, als er nach einigen Drehungen liegen blieb.
Da lagen sie beide nebeneinander. Knopf war etwas schwindelig; aber als es vorbei war bemerkte er Knöpfchen neben sich.
„Hallo, wer bist du denn, Kleiner? Dich habe ich ja noch nie gesehen“. Knöpfchen antwortete sofort: „Ich kenne dich schon! Du warst an der Jacke von dem dicken Mann angenäht, genau wie ich. Du musst sehr stark sein, wenn du die Jacke über seinem Baum zusammengehalten hast“.
„Ja, das stimmt“, antwortete Knopf. „Heute konnte ich seine Jacke nicht mehr halten und da bin ich abgeplatzt. Was machst du denn hier“? fragte er Knöpfchen.
„Mir ging ähnlich“, antwortete es. „Ich war am rechten Ärmel festgemacht. Aber heute hat er seinen Arm so fest in den Ärmel gedrückt, dass ich abplatze. Und dann bin ich hier gelandet.
Was sollten wir denn nun machen?“ fragte Knöpfchen etwas besorgt und schaute Knopf mit großen Augen an. Der war nach vorne gerollt und lugte unter dem Sofa hervor. Er sah in den Raum hinein und entdeckte die Tür. Der dicke Mann hatte sie offen gelassen, als er den Raum verließ.
„Wir machen uns auf und erkunden die Welt „, sagte Knopf und strahlte. „Was hältst du davon, Kleiner? Wir rollen einfach los und erleben viele Abenteuer!“
Knöpfchens Augen funkelten. „Au ja, au ja“, rief es glücklich. Und noch einmal: „Au ja, au ja“, wiederholte es immer wieder. Der Plan. Die Welt zu erobern war abgemacht.
Knopf rollte als erster unter dem Sofa hervor und nach einigem Wackeln folgte ihm Knöpfchen und prallt gegen einen Hausschuh. Knopf sah sich vorsichtig um und Knöpfchen drehte sich im Kreis, so dass ihm ganz schwindelig wurde und dann kippte er um.
Vorsichtig schaute es nach oben und seine Augen wanderten hin und her. Es sah nur die Sprungfedern des Sofas. An einer der Sprungfedern hing eine Wollsocke mit einem dicken Loch am Haken.
Knöpfchen konnte sich gar nicht sattsehen. Vor ihm auf dem Boden lag ein angebissenes Brötchen, eine Streichholzschachtel und viele Krümel.
Knöpfchens Blick wanderte zurück zu dem Pantoffel und neugierig fragte es ihn: „Wer bist du und was machst du hier unter dem Sofa?“ „Der dicke Mann hat mich vergessen“, antwortete der Pantoffel traurig, „einfach vergessen“.
Kapitel 2
„Es war am Weihnachtsabend im letzten Jahr“, begann der Pantoffel seine Geschichte. Er war glücklich darüber, dass er Knöpfchen gefunden hatte. Jetzt hatte er endlich Jemanden, der ihm aufmerksam zu hörte.
Der Pantoffel rutschte hin und her und flüsterte: „Der dicke Mann saß auf dem Sofa und ich konnte den ganzen Raum betrachten.
Der Raum war wunderschön geschmückte und ich konnte mich gar nicht sattsehen“. „Erzähl weiter“, sagte Knöpfchen und dann fragte es: „Warum flüsterst du?“ „Ich möchte nicht, dass der dicke Mann mich hört. Er könnte wütend werden und mich in den Mülleimer werfen“. Und dann hörte er auf zu flüstern. Knöpfchen hörte aufmerksam zu und versuchte sich den weihnachtlichen Raum vorzustellen.
Dann erzählte der Pantoffel weiter. „In der Mitte des Raumes stand ein großer Tannenbaum. Er war festlich geschmückt mit vielen bunten Kugeln, wunderschönen roten Kerzen und silbernem Lametta, das wundervoll glänzte“.
Er überlegte einen Augenblick und fuhr weiter fort: „Ach ja, auf dem Tisch am Fenster stand eine wundervolle rote Kerze mit goldenen Sternen und sie verbreitete einen hellen Lichterschein“.
„Und das Schönste war“, erzählte der Pantoffel weiter“,,an dem Tannenstrauß, der auf dem Klavier stand, hingen kleine, silberne Noten, die wundervoll glänzten.
Der Pantoffel schwieg einen Moment und setzte seinen Bericht fort. „Der dicke Mann saß auf dem Sofa und rechts von ihm ein Junge und auf der anderen Seite ein Mädchen. Am Klavier saß eine sehr dünne Frau in einem dunkelgrünen Kleid mit weißen Punkten. Sie spielte Weihnachtslieder und alle sangen mit“.
Knöpfchen war sprachlos und hörte aufmerksam zu und fragte dann: „Und wie ging es weiter?“ „Oh, es war ein wunderschöner Weihnachtsabend schwärmte der Pantoffel. Die Kerzen brannten und der ganze Raum duftete nach Tanne“.
Der Pantoffel schwieg einen Moment. Dann sagte er: „Nach dem der letzte Ton verklungen war, legte sich der dicke Mann auf das Sofa und schlief ein. Plötzlich klingelte das Telefon und er wachte auf. Er stürmte ohne Pantoffeln aus dem Zimmer und seitdem liege ich unter dem Sofa.
Knöpfchen versuchte ihn zu trösten. Hab noch etwas Geduld. Sie werden nach dir suchen und dann finden sie dich. „Ja, ja“, sagte der Pantoffel mehr zu sich selbst. „Ja, sie werden mich finden“.
Plötzlich tauchte Knopf unter dem Sofa auf. Er hatte nach Knöpfchen gesucht. Er stupste es an und Knöpfchen richtete sich wieder auf.
Kapitel 3
„Komm“, sagte Knopf, „wir jetzt die Welt erkunden. Sie rollten beide unter dem Sofa hervor und kullerten über den dicken Teppich und zur Tür hinaus, die gerade offenstand.
Weiter ging es den Flur entlang. Die Haustür war geöffnet und sie rollten aus dem Haus und den Bürgersteig hinunter.
Sie befanden sich auf einer sehr belebten Straße. Es fuhren sehr viele Autos hin und her und Knopf und Knöpfchen überlegten sich, wie sie Straße überqueren sollten.
Auf der anderen Seite sahen sie ein Schaufenster mit seltsamen Puppen und Figuren darin. „Aber wie kommen wir jetzt über die Straße?“ fragte Knöpfchen. Knopf schaute sich um. Von rechts nach links und dann von links nach rechts. Plötzlich sagte er: “Siehst du die bunten Lichter, die dort an dem Mast hängen? Ich glaube, die Menschen nennen das Ampel“.
Rot, gelb, grün leuchtete es abwechselnd und sie überlegten, bei welchem Licht sie die Straße überqueren sollten. An der Ampel leuchtete ein rotes Licht.
Knopf und Knöpfchen wollten gerade losrollen als die herankommenden Autos quietschend stehenblieben. Was hatte das zu bedeuten? Sie schauten gespannt auf die Ampel. Sie warteten und dann wurde die Ampel gelb und dann auf grün. Die Autos fuhren los und die Menschen blieben stehen, weil eine andere Ampel, die für die Fußgänger angebracht war auf Rot geschaltet wurde.
Knopf und Knöpfchen schauten sich die Menschen, die um sie herumstanden aufmerksam an. Knopf blickte an dem Mann, der neben ihm stand, aufmerksam hoch. Er trug ein rot-blau kariertes Hemd, eine Jeans und Cowboystiefel. Knopf kam diese Bekleidung bekannt vor, der dicke Mann trug solche Kleidung immer, wenn er mit seinen Freund verabredet war.
Knopf dachte einen Moment nach und dann erinnerte sich. Der Mann sah aus wie ein Cowboy in einem Westernfilm im Fernsehen.
Er rauchte eine Zigarre und es stank fürchterlich. Knopf und Knöpfchen drehten sich zu Seite, um dem Geruch zu entgehen.
Hinter dem „Cowboy“ stand ein Mann in schwarzen Anzug. Er machte ein sehr ernstes Gesicht und er fummelte an einem kleinen Kreuz herum, da am Kragen seiner Jacke steckte. Und unüberhörbar summte er: „I saw the light…“
Daneben stand eine Frau mit hohen Stöckelschuhen. Sie hatte ein knallrotes Kleid an und duftete wunderbar.
Knopf und Knöpfchen konnten sich gar nicht sattsehen. Sie schauten zur Ampel, die sich auf grün geschaltet hatte und rollten über die Straße zu dem Geschäft auf der anderen Seite.
Knopf und Knöpfchen schnappten nach Luft und blieben dann vor dem Schaufenster sehen und staunten. „Was ist das?“ fragte Knöpfchen. Doch Knopf wankte hin und her, was so viel hieß, wie: ich weiß es nicht.
Sie sahen hinter der Glasscheibe eine Puppte mit roten Haaren und einem langen gelben Kleid. Auf dem Stuhl sä eine Babypuppe mit Strickmützchen und Strampelhose und dahinter eine Puppe mit Lederjacke, einem blauen Hemd und einer weißen Hose.
„Wer seid ihr?“ fragten Knopf und Knöpfchen und eine Puppe mit einem gelben Kleid antwortete mit hoher Stimme: “Wir sind Schaufensterpuppen. Wir stehen hier, damit die Erwachsenen und Kinder sehen, was sie hier im Laden an Kleidern, Hosen, Hemden und Babysachen kaufen können. Es ist furchtbar langweilig“.
Und dann fragte die Puppe: „Und wer seit ihr?“ Wie kommt ihr hierher?“ Knopf und Knöpfchen rollten näher . „Wir sind Knöpfe, die von einer Jacke abgeplatzt sind. Wir sind weggerollt und wollen die Welt erobern“. „Na dann wünschen wir euch viel Spaß riefen alle Puppen gemeinsam und nickten.
Knopf und Knöpfchen rollten weiter an vielen Schaufenstern vorbei und konnten sich gar nicht sattsehen. Sie sahen ein Schaufenster mit vielem Büchern und Zeitungen, eins mit Brot. Brötchen und Kuchen und Vieles mehr. Sie konnten sich gar nicht sattsehen. Auf dem Schaufenster stand in großer Schrift
Frisiersalon
Kommen Sie zu uns
Sie erkennen sich hinterher
Nicht wieder!
Was hat das nur zu bedeuten, fragten sich Knopf und Knöpfchen, doch dann rollten sie weiter.
Sie bemerkten ja gar nicht, dass sie auf einen Gully zurollten, und ehe sie sich versahen, plumpsten sie in den Gully hinein.
Es war für sie, als wenn sie träumten und als erwachten, schauten sie sich um und beschlossen die „Unterwelt“ zu erkunden.
Ende