Kapitel 1
Es war an einem Freitag, den Dreizehnten. Und an solchen Tagen sollen die sonderbarsten Dinge passieren. Sagt man!
Unsere Geschichte ereignete sich an einem Freitag, den Dreizehnten. Es war schon dunkel und der Mond strahlte auf die Wilhelm-Busch-Straße 11. Es herrschte Totenstille und dann begann es zu regnen.
Die Regentropfen klatschten gegen die Fensterscheiben und rannen in kleinen Strömen an den Fensterscheiben hinunter.
Rudi, ein kleiner Junge von 10 Jahren saß in seinem Zimmer und war in ein Buch vertieft. Es hieß: „Gespenster gibt es doch“. Rudi war davon überzeugt, dass es Gespenster gibt und seinen Freunden erklärte er, dass er auch schon eins gesehen hat. Aber niemand wollte ihm glauben!
Im Augenblick drehten sich die Gespräche mit seinen Schulkameraden und Freunden nur um Gespenster. Stand doch Halloween vor der Tür. – Auch in der kleinen Stadt, in der Rudi lebte, wurde am 31. Oktober der Halloweentag begangen, der Vorabend des Allerheiligenfestes. Die Kinder und auch viele Erwachsene verkleideten sich als gruselige Gestalten und in den Gärten und in den Fenstern standen geschnitzte Halloween- Kürbisse, um die Menschen zu erschrecken.
Und trotzdem glaubte keiner an Gespenster oder vielleicht doch?
Kapitel 2
Fangen wir ganz von vorn an. Rudis Geschichte ist spannend und sie begann so. Ihr könnt sie glauben oder nicht!
Rudi war 10 Jahre alt und er war ganz verrückt nach seinem Computer. Er konnte sich nicht vorstellen, einmal nicht an dem Gerät zu sitzen, wenn er Freizeit hatte. –
Er liebte seinen Computer und sprach auch mit ihm. Aber heimlich,
denn sicherlich würden alle ihn auslachen, wenn er das seinen Freunden erzählte. Und so blieb das sein großes Geheimnis.
Er sah auf die Uhr. Eigentlich sollte er längst im Bett sein, denn es war gleich ½ 10 Uhr .
Denn morgen früh begann, auch wenn er überhaupt keine Lust dazu hatte, wieder um 8 Uhr in die Schule. Nicht, dass er nicht gern zur Schule ging. Aber immer so früh …
Heute war er allein zu Hause. Seine Eltern waren ausgegangen. Rudi nutzte das aus. Aber er fand, dass das nicht so schlimm war, etwas länger aufzubleiben.
In das dunkle Zimmer schien der Vollmond und Rudi drückte den Knopf der Schreibtischlampe neben dem Computer an, die einen milchigen Schein verströmte. Der Rest des Raumes war immer noch dunkel und der Vollmond hüllte es weiterhin in ein schauriges weiß-blaues Licht.
Rudi saß am Computer und öffnete eine Seite über Gespenster. Die Bilder, die er sah, jagten ihm einen gehörigen Schrecken ein. Aber was hatte er erwartet! Rudi sprach sich selbst Mut zu und öffnete die nächste Seite.
Kapitel 3
Plötzlich bewegte sich eins der Bilder.
Es wurde größer und größer und plötzlich war das Gespenst mindestens 1 m groß. Dann sprang Paul, so hatte Rudi das Gespenst genannt, aus dem Bildschirm heraus und setzte sich vor Rudi auf den Schreibtisch, gleich neben den Computer. Rudi war wie erstarrt und blickte regungslos auf das kleine Gespenst; und dann geschah etwas, was Rudi ganz aus der Fassung brachte.
Es begann zu sprechen! „Na Rudi, wie geht es dir?“ fragte es. Und dann fuhr es weiter fort: „Ich konnte nicht anders. Ich musste dich einmal kennenlernen!“ Es fuhr fort und Rudi starrte es starr an. „Ich heiße Spuki und ich bin 150 Jahre alt. Also bin ich noch sehr jung“. Das kleine Gespenst verdrehte die Augen, zog an seinem Kopf, der sich plötzlich von seinem Geisterkleid abtrennte.
Es flüsterte: „Na, was sagst du‘? Glaubst du jetzt, dass es Gespenster gibt?“ Rudi konnte sich nicht bewegen und auch nicht antworten.
Das kleine Gespenst schwebte mit dem Kopf in der Hand durch den Raum. Es riss ein paar Bücher herunter und schwebte dann zum Schreibtisch zurück. Paul setzte sich wieder neben dem Computer und schaute Rudi grinsend an. Und der fiel in Ohnmacht.
Kapitel 4
Plötzlich hörte man Schritte und eine Stimme rief laut und fragend: „Rudi?“ Es war Rudis Mutter, die hereinkam. Sie ging zum Schreibtisch und sah Rudi mit dem Kopf auf der Tastatur des Computers liegen. Er war tief und fest eingeschlafen.
Seine Mutter fuhr ihm mit der Hand über den Kopf und Rudi wachte auf.
Er starrte auf den Bildschirm und sah ganz verdutzt eine Mutter an. „Wo ist das Gespenst?“ rief er fragend. „Wovon sprichst du?“ fragte seine Mutter und schüttelte den Kopf. „Mama, du glaubst es nicht! Ich saß am Computer und hatte eine Seite über Gespenster geöffnet.“ Rudi machte eine bedeutungsvolle Pause. „Und dann. Ja dann kam das kleine Gespenst aus dem Bildschirm und setzte sich direkt vor meine Nase!“
Seine Mutter schüttelte den Kopf und dachte: „Er hat ja schon immer eine lebhafte Phantasie gehabt. Aber das geht doch ein bisschen zu weit!“ – Rudi liefen beim Erzählen immer wieder Schauer über den Rücken. „Das hast du bestimmt nur geträumt“, sagte seine Mutter. Du bist am Computer eingeschlafen!“
Rudi konnte es gar nicht fassen, dass er alles nur geträumt haben sollte.
Er sah sich aufmerksam im Zimmer um. Alles stand an seinem Platz, wie immer. Sogar die Bücher, von denen er geglaubt hatte, dass das Gespenst sie heruntergerissen hatte, standen an ihrem Platz. „Es gibt keine Gespenster“, sagte seine Mutter bestimmt. Das hast du wirklich alles nur geträumt!“ Und jetzt gehst du ins Bett!“
Rudi kannte seine Mutter. Wenn sie in diesem Ton sprach, duldete sie keine Widerrede. Mit gesenktem Kopf ging er in sein Bett . „Gute Nacht“, sagte seine Mutter. „Schlafe gut und träume was Schönes. Und nicht wieder von Gespenstern!“ Sie knipste das Licht aus und ging aus dem Zimmer. Rudi kroch unter seine Bettdecke und zog sie über seinen Kopf. Dann murmelte er leise: „Es gibt keine Gespenster. Es war alles nur ein Traum!“ Er schlief sofort ein.
Und Paul:
Er schaute aus dem Bildschirm heraus und grinste.