Kapitel 1
Hugo Welles war Detektiv mit Leib und Seele. Doch war er nicht so, wie man sich im Allgemeinen einen Detektiv vorstellt.
Er war klein, mit kleinem Bauch, starker Brille und immer zerzaustem Haar.- Aber das spielte alles keine Rolle. Er war ein ausgezeichneter Detektiv. Kommissar Freddy Fänger rief Hugo Welles immer, wenn er nicht weiter wusste. Welles war es immerhin gelungen, jeden Fall aufzuklären.
Am nächsten Morgen um 9 Uhr klingelte bei Welles schrill das Telefon. Er überlegte, ob er den Hörer abnehmen sollte; doch es war sein Handy, das klingelte. Und es hörte nicht auf.
„Hallo“, meldete sich Welles und ehe er weitersprechen konnte hörte er eine Stimme, die er nur zu gut kannte. „Hallo“, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Einen schönen guten Morgen“, fuhr die Stimme einschmeichelnd fort, „hier spricht Kommissar Fänger“.
Er brauchte gar nicht weiter zu sprechen, denn Hugo ahnte, was kommen würde. „Na, wo brennt es denn?“ fragte er und er hatte mit seiner Vorahnung Recht. –
Kommissar Fänger begann zu erzählen. „Gestern wurde eine Bank überfallen und 150 000 Euro erbeutet. Bitte kommen sie vorbei, dann werde ich Ihnen den Vorgang genau schildern“. „In Ordnung“, antwortete Welles. „Ich komme sofort vorbei. In ungefähr einer ½ Stunde bin ich bei Ihnen“.
Wenig später rannte er aus dem Haus, die Straße entlang und in die nächste Straße hinein. Schillerstraße 11. Hier befand sich die Polizeiwache. Welles hatte sich vor einige Zeit extra eine Wohnung in Nähe der Polizeiwache gesucht, damit er sie immer, wenn er gerufen wurde, zu Fuß ganz schnell erreichen konnte. – Obwohl Detektiv Welles schon außer Atem war, stürmte er die Trappe hinauf in den ersten Stock. Er lief den Flur entlang, blieb dann atemlos vor der Tür mit der Nr. 156 stehen und klopfte.
„Herein“, klang es von drinnen und Detektiv Welles betrat das Zimmer. Er setzte sich und Kommissar Fänger begann zu berichten. „Also gestern wurde die Sparkasse überfallen. Ein maskierter Räuber erbeutete 150 000 €. Er ist spurlos verschwunden und Trotz unserer intensiven Bemühungen konnten wir ihn nicht fangen!“. „Hm, hm“, murmelte Welles.
„Ja, aber er machte einen Fehler. Er trug keine Handschuhe und an der rechten Hand fehlte der kleine Finger. Das hat die Verkäuferin erzählt“. Und dann rückte der Kommissar damit raus. „Der Räuber verschwand blitzschnell und war unauffindbar, als die Polizei eintraf“.
Es klopfte an der Tür und Wachtmeister Wunder kam herein.
„Die Angestellte der Bank möchte sie sprechen“. Fänger nickte. „Lassen sie die Dame herein“. Wenig später betrat die Bankangestellte den Raum. Sie berichtete noch einmal von dem genannten Vorgang.
Sie holte tief Luft und begann den Vorgang genau zu schildern: „Also. Er kam herein. In der linken Hand hatte er eine Pistole und dann habe ich gesehen, dass ihm an der rechten Hand der kleine Finger fehlte an seiner Hand. Das konnte man an den Handschuhen erkennen.
Kommissar Fänger und Detektiv Welles nickten. „Danke“, sagte der Kommissar. „Bitte halten sie sich zur Verfügung, falls wir noch Fragen haben“. „Sehr gern“, erwiderte Elisa Taler und verließ den Raum.
„Na, dann mal los!“ Kommissar Fänger und Detektiv Welles gingen ins Nebenzimmer, um sich die Fahndungsfotos anzusehen. Und sie wurden fündig. –
Fingerabdrücke und ein Fotos führten sie auf die richtige Spur.
< Werner Hamster, 33 Jahre alt, 4mal vorbestraft für 6 Überfälle und dafür 7 Jahre im Gefängnis. >
Der Kommissar und der Detektiv waren sehr erleichtert, dass sie nach ungefähr 2 Stunden intensivem Suchen, Erfolg hatten. Sie hatten sie gefunden: Eine Person, die ihrer Meinung nach der gesuchte Bankräuber war. Kommissar Fänger nickte zufrieden. Er glaubte fest, dass die Suche nach dem Räuber jetzt Erfolg haben konnte. Natürlich gab es nur eine Möglichkeit: Welles musste ihn überwachen.
Der Kommissar ließ sich die Akte des Bankräubers Werner Hamster bringen. Seine letzte Anschrift lautete: Goethestraße 5.
„Na dann, lieber Welles, sie haben den Auftrag: Finden sie ihn !!!
„Arbeiten sie so gut, wie immer“, fuhr Kommissar Fänger fort. „Ich weiß doch, dass ich mich auf die verlassen kann!“
„Alles klar“, antwortete Welles, machte auf den Absatz kehrt und ging zur Tür hinaus.
Kapitel 2
Zwei Tage waren vergangen. Jeden Tag beobachtete Detektiv Welles das Haus in der Goethestraße. Nichts war passiert! Werner Hamster hatte das Haus nicht verlassen.
Doch an diesem Morgen, gegen 9 Uhr verließ Hamster das Haus. Er schlenderte die Straße entlang, bis zur Straßenecke. Er schaute aufmerksam um sich und bog in die Schillerstraße ein.
In dieser Straße befand sich das Café „Latte“, das Hamster ansteuerte. Und er ging langsam die Schillerstraße weiter.
Welles folgte ihm in geringem Abstand. Immer so weit entfernt, dass er den Gangster immer im Auge behielt.
Hamster musterte die Geschäfte und schaute sich interessiert die Schaufenster an. Vor einem Antiquitätengeschäft blieb er wie angewurzelt stehen und schaute sich die Auslagen an. Dann betrat er den Laden.
Detektiv Welles folgte ihm schnellen Fußes und hielt vor dem Schaufenster an. Er betrachtete ganz genau die Auslage, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
Alte Lampen, Vasen, Besteck, ein Tisch und viele alte Sachen mehr.
Ganz vor im Schaufenster und nicht zu übersehen, lagen ein paar Bücher. Ein Buch stach Welles besonders ins Auge. Der Buchumschlag war mit seltsamen Schriftzeichen verziert. „Woher kenne ich die Schriftzeichen“, murmelte er und dachte angestrengt nach. Er kratzte sich hinter dem Ohr. „So ein Ärger“, sagte er laut. „ob es vielleicht Morsezeichen sind?
Nein, unmöglich. Sie bestehen ja nur aus Strichen und Punkten“, murmelte er.
Welles runzelte die Stirn. So unbekannt kamen ihm diese Zeichen nicht vor.
Auf dem Buchumschlag stand in stenografischen Schriftzeichen:
Krimi: „Treffpunkt Hauptbahnhof um Mitternacht“
Ja, das war’s. Er dachte noch einmal angestrengt nach. Die Erinnerung kam bruchstückweise wieder. Vor langer, langer Zeit nahm er in der Schule an einem Hobbykurs in Stenografie teil. Aber wie gesagt, das war lange her.
Hugo Welles legte die Stirn in Falten und dann …
Er holte tief Luft und begann langsam zu buchstabieren:
„Trrrefff-punkt – Haupt – er dachte wieder nach und dann buchstabierte er weiter: bahhhnhoof – um – Mitttternaaacht“
Er kratzte sich hinter dem Ohr und dann ging ihm ein Licht auf:
In diesem Augenblick verließ Werner Hamster den Laden. Mit schnellen Schritten bog er um die nächste Ecke und Welles folgte ihm.
Doch als er um die Ecke bog, war die Straße gähnend leer und der Dieb wie vom Erdboden verschluckt. Detektiv Welles riss sein Handy aus der Tasche und rief Kommissar Fänger an.
„Kommissar Fänger“, meldete er sich. „Was gibt es“? fragte er.
Welles meldete sich und berichtete knapp: „Habe Hamster gesehen“ und er beschrieb die Straße, in der er sich befand und dass er sich vor einem Antiquitätenlade befand und
Das Wichtigste hob er sich bis zum Schluss des Gespräches auf.
„Auf dem Buchumschlag stand“, und er sagte es mit stolzgeschwellter Brust: „Treffpunkt Hauptbahnhof um Mitternacht“ und alles in stenografischen Schriftzeichen. Und ich konnte es entziffern!“
„Sehr, sehr schön“, antwortete der Kommissar. Wir treffen uns um 11:30 Uhr am Hauptbahnhof. „Hoffentlich ist der heutige Abend gemeint. Aber wir ja sehen!“
„Also gut“, wir treffen uns um 11:30 Uhr am Hauptbahnhof. Ich werde da sein!“
Kapitel 3
Der Tag verging wie im Flug und gegen 11 Uhr abends verließ Detektiv Welles das Haus und machte sich auf den Weg zum Hauptbahnhof.
Er betrat den Bahnhofseingang und traf auf Kommissar Fänger. Sie winkten sich zu und gingen langsam auf den Bahnsteig 1 (der Bahnhof hatte nur 2 Bahnsteige).
Der Bahnsteig war menschenleer. Aber am Ende des Bahnsteigs 1 saß eine Frau auf der Bank. Er war die einzige Bank auf diesem Bahnsteig. –
Sie stach ihnen sofort ins Auge. Die „Dame“ war aufgedonnert, stark geschminkt und mit teurem Schmuck behängt.
Die Zeit verging und dann schlug die Glocke der nahen Kirche:
„Eins, zwei, drei … zwölfmal.
Da betrat ein Mann den Bahnsteig und steuerte auf die Frau zu.
Kommissar Fänger und Detektiv Welles rissen den Augen weit auf und glaubten nicht richtig zu sehen!
Die Frau drehte sich um und die beiden erkannten eine gesuchte Diebin: Dolores Klau!
Und was dann folgte, war kaum zu glauben. Sie nahm ihren Schmuck ab und Hamster ließ ihn blitzschnell in seiner Tasche verschwinden. – Was er nicht ahnen konnte, dass er sehr genau beobachtet wurde.
Kommissar Fänger hatte noch mehr Einsatzkräfte angefordert. Dann nahm er eine kleine Trillerpfeife aus der Tasche und ehe Werner Hamster und Dolores Klau sich versahen, waren sie von Polizisten umzingelt. Ihnen wurden Handschellen angelegt und dann wurden sie abgeführt.
Kommissar Fänger war sehr zufrieden und er dankte Welles für seine hervorragende Arbeit. –
„Wissen, sie was“, meinte Fänger. „Was hat ihn verraten? Und woher können Sie Stenografie?“ fragte er Welles.
„Das bleibt mein Geheimnis. Ich will doch den nächsten Fall bekommen“!